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66-Seen-gravel-Weg

09/05/2020 -

 

66-Seen-gravel-Weg

 

Seit einigen Jahren beschäftigt  mich der Wunsch, den 66-Seen-Wanderweg rund um Berlin zu Fuss oder mit dem Rad zurück zu legen. Dieser Wunsch entstand bei vielen offroad-Trainingsfahrten auf den in der Nähe liegenden wunderschönen Teilabschnitten dieses Weges.

Seit zwei Jahren liegt nun schon der Wanderführer bereit und ich habe viel darin gelesen.


Da Aufgrund der Corona-Krise alle Radveranstaltungen abgesagt wurden (u. a. alle Frühjahrs-Brevets) war nun Zeit für freie Planungen vorhanden.

Nachdem ich mit Michael Krüger einen „erfahrenen overnighter“ gefunden hatte mussten wir nur noch einen Termin finden. Micha übernahm auch gleich die passende Etappenplanung, inclusive Auswahl der Übernachtungsplätze. Vielen Dank dafür.

Wir trafen uns am Donnerstag vor dem einmaligen Berliner Feiertag (8. Mai) um 15:30 Uhr in Erkner an einer Tankstelle und gegen 16 Uhr ging es am ehemaligen „Löcknitzidyll“ auf den Trail.Bis in die Rauener Berge bewegten wir uns auf bekanntem Geläuf (u. a. das traumhaft schöne Löcknitztal). Vorbei am Steinernen Tisch und den Markgrafensteinen ging es ziemlich hoch und runter. Über Bad Saarows mondäne Uferpromenade gelangten wir weiter zu den Kolpiner Seen, von dort über die imposante Storkower Binnenlanddüne nach Wendisch-Rietz. Wir bekamen einen Vorgeschmack auf den berüchtigten märkischen Sand. Michas 54mm-Reifen erwiesen sich schon hier als die bessere Wahl.

Die Trails an der nun folgenden Glubig-Seenkette waren in der Abendstimmung ein echter Traum.

Gegen 21 Uhr erreichten wir nach gut 70km unser Tagesziel, die Blocksberge bei Limsdorf. Es handelt sich hier um zwei ca. 110m hohe mit Kiefern bestandene Sandhügel im Wald. Auf dem nördlicheren errichteten wir unser Nachtlager. Dieses bot eine traumhafte Aussicht Richtung Osten. Nachdem Michas Tarp und mein Zelt standen sammelten wir Holz für ein kleines Feuer und die beiden mitgeführten Bierdosen wurden bestimmungsgemäß genutzt. Wir waren hier vollkommen einsam und hatten wunderbare Ruhe. Nach gut sechs Stunden Schlaf machten wir in der aufgehenden Sonne noch einmal ein kleines Frühstücksfeuer. Getoastete warme Brötchen müssen schon sein. Gegen 06:15 ging es weiter.

Nach kurzer Fahrt hatten wir unsere einzige Panne auf dieser Fahrt – einen „Schleicher“ bei Michas Hinterrad. Trotzt intensiver Suche fanden wir keine Ursache. Mit neuem Schlauch ging es weiter, dieser hielt dann auch bis zum Schluss.

Wir streiften bei Neuendorf und Leibsch den wunderschönen unteren Spreewald und erreichten Köthen (vielen sicher bekannt durch den Wehlaberg-Bike-Marathon). Der Wanderweg führte sogar durch das Gelände der Jugendherberge direkt an den Köthener See. Im Bereich der Heideseen wurde es nun richtig sandig. Viele der folgenden Passagen waren sehr kraftraubend bzw. nur schiebend zu überwinden. Hier haben wir uns fatbikes gewünscht. Es folgten Märkisch Buchholz, Halbe, Teupitz, Zesch am See, Wünsdorf (das sogenannte Schenkenländchen).

Wir gelangten nach Sperenberg, bekannt durch seinen alten Flughafen. Dass hier früher Gips in Tagebauen abgebaut wurde war uns vorher nicht bekannt. Einige dieser Taugebaue sind nun mit Wasser gefüllt (die sogenannten Gipsseen). Eine interessante Gegend.

Über Trebbin, den sandigen Löwendorfer Berg mit sehr schönem Aussichtsturm, Blankensee, Stücken, Seddin ging es nach Potsdam. Die Strecke wurde nun wieder weniger sandig. Dass ständig Seen gestreift wurden braucht wohl nicht extra erwähnt werden. Die Havel war nun auch öfter unser Begleiter.

Wir fuhren verbotener Weise langsam durch die Potsdamer Parkanlagen. Hier müsste man eigentlich viel mehr Zeit mitbringen. Die ausgiebige Besichtigung dieser Anlagen muss noch auf die Zeit nach dem Arbeitsleben warten.

Wir versorgten uns noch einmal in einem Supermarkt mit dem Notwendigen für Abendbrot und Frühstück. In Höhe Hoppenrade, südlich von Wustermark bezogen wir nach ca. 170km unser zweites Nachtlager am Havelkanal. Hier gibt es viele von Anglern bereitete schöne Plätze. Wir hatten sogar einen Tisch und eine Feuerstelle. Leider wurde der Abend durch laute techno-Musik aus einem in der Nähe stehenden Auto jugendlicher Mitmenschen getrübt. Na ja, man kann nicht alles haben. Gegen 23:30 Uhr war dann aber Ruhe und wir schliefen bis ca. 6 Uhr.

Über Brieselang und Schönwalde gelangten wir nach Hennigsdorf. Hier gönnten wir uns beim Bahnhofsbäcker ein zweites Frühstück welches wir auf einer sonnigen Bank genossen.

Durch die Stolper Heide ging es nach Birkenwerder und von dort in ein absolutes Highlight der Tour, das Briesetal. Unbeschreiblich schön. Aufgrund des schönen Wetters und weil es Samstag war waren hier schon einige Menschen unterwegs. Besonders erwähnenswert war ein Wander-Pärchen mit Ziegen.

Auch an den folgenden Seen um Wandlitz war viel Ausflugsverkehr. Unsere Klingeln hatten wir nicht umsonst am Rad und nach Benutzung dieser bedankten wir uns natürlich immer ganz artig. Am Obersee bei Lanke gönnten wir uns endlich ein Bad. Nach zwei Tagen ohne Waschen war das natürlich ein riesiges Vergnügen. Unser nächste Zwischenziel, war zum Mittag der Döner-Verkauf in Biesenthal.

In Neugersdorf erreichten wir den Eingang zum Gamengrund und damit wieder bekanntes Terrain. Wer es nicht kennt: durch den Gamengrund führt eine traumhafte Strecke entlang vieler langgestreckter Seen über Leuenberg und vorbei an Wesendahl Richtung Strausberg.

Am Straussee verzehrten wir die letzten Reserven aus unserem Gepäck und es ging auf die letzte wunderschöne Etappe um den Herrensee und entlang des Stienitzsees  nach Rüdersdorf. Hier waren noch einmal einige trickreichen Passagen zu überwinden. Vorbei am Museeumspark Rüdersdorf erreichten wir den letzten Wurzeltrail am Ufer des Kalksees und gelangten nun zum allerletzten See dieser Reise, dem Flakensee. Beim Halt für das Abschlussfoto zeigte uns noch ein Reiher direkt vor unsererm Augen wie man mit einem kurzen Schnappen zu seinem Abendessen kommt. Beeindruckend.

Ein kurzes Stück an der Löcknitz entlang und wir standen gegen 20:30 Uhr nach einer knapp 170km langen Tagesetappe wieder an dem Punkt an dem wir vor ca. 53 Stunden gestartet waren. Wir waren glücklich und zufrieden.

 

Fazit:

Die Tour führt unweigerlich zu einem Naturschock. Den muss man nun erst einmal verarbeiten. Fakt ist: Wir haben eine wunderschöne wasserreiche Umgebung. Da in Brandenburg am Freitag kein Feiertag gewesen ist, war die Versorgung unterwegs kein Problem. Die Supermärkte und Bäcker waren geöffnet. Das Wetter war super – der Wetterbericht hat sein Versprechen gehalten. Nach Auswertung der drei Teil-tracks ergaben sich folgende Daten: ca. 407km, ca. 2320hm, Zeit in Fahrt ca. 27,5h, Pausenzeit ca. 25,5h. Der Untergrund ist teilweise ziemlich fordernd (einiges an Sand-Passagen, Wurzeltrails usw.). Breitere Reifen und niedriger Luftdruck sind hilfreich. Die Beherrschung eines Geländefahrrades ist Voraussetzung für diese Tour. Man wird schon ganz schön durch geschüttelt.

Die Seen haben wir nicht gezählt. Es sollen wohl über 70 sein.

Will man die Tour wirklich genießen, bietet es sich an drei oder vier Tage zu fahren und vielleicht Zimmer vor zu Buchen. Sportlich bleibt es auf jeden Fall.

Bilder der Tour gibt es unten bei dem Link (z. T. mit kurzen Kommentaren):

 

 

 

rt